Es ist schon lange bekannt: Wer Sport treibt, altert gesünder. Und Studien belegen sogar, dass sich das Wohlbefinden deutlich stärken lässt, wenn man mit über 60 erst mit dem Fitnesstraining beginnt. Kurzum: Für Sport ist es nie zu spät. Das gilt übrigens generell für Vorsorge jeder Art.

Ein bewundernswert rüstiger Seniorensportler ist der 81-jährige Hanspeter Kügelchen. Nach wie vor als Übungsleiter in der Turnabteilung des TSV Calw aktiv, stellt er jedoch beileibe nicht die große Ausnahme dar. Sind doch in seiner Altersgruppe laut Statistik rund 25 Prozent der Menschen noch sportlich aktiv.

Vor seinem Haus in Calwer Stadtteil Alzenberg, wo er mit seiner Frau seit 1965 lebt, kommt mir die „Turnerlegende“ der Hesse-Stadt lockeren Schrittes entgegen. Sieht so ein 81-Jähriger aus? Aber so vital kann ein Mensch eben sein, wenn er grade zum 53. Mal das Deutsche Sportabzeichen abgelegt hat. Und „die 55“ will er noch voll machen. Nach wie vor ist Hanspeter Kügelchen als Prüfer tätigneuen.

Die Freude an der Bewegung hält das TSV-Urgestein fit. Zum Turnen, zu dem ihn der ebenfalls sportbegeisterte Vater einfach mitnahm, kam Hanspeter Kügelchen schon 1947. „Da durfte man wieder in den Sportverein“, erzählt der gebürtige Rheinländer von der heute schwer vorstellbaren Nachkriegszeit. Wenig verwunderlich, dass auch die Ehefrau aus einer Turnerfamilie stammt. Wegen der angeschlagenen Gesundheit kann sie aber schon länger keinen Sprot mehr treiben.

Neben dem Turnen liebt Kügelchen seit über 60 Jahren das Bergwandern, hat alle Dreitausender in Österreich – mit Ausnahme des Großvenedigers – schon bestiegen. Auch die Gipfel von vier Viertausendern in der Schweiz konnte er bezwingen. Natürlich ist der Turner Mitglied im Alpenverein und durfte noch vor kurzem ein Enkelkind über einen Klettersteig zum Gipfel führen. Aber auch der drahtige Senior musste sich im Lauf der letzten Jahre „daran gewöhnen, dass ich nicht mehr wie eine Katze die Wände hochklettern kann.“

Was rät Hanspeter Kügelchen, der 35 Jahre bei den Calwer Decken beschäftigt war, nun Rentnern und älteren Berufstätigen? „Wenn Sie im Ruhestand nicht weitermachen, werden Sie unbeweglich“, mahnt der 81-Jährige – wohl auch den Berichterstatter. Regelmäßige Sportstunden im Verein hält er für „unendlich wichtig.“ Wem durch den Job die Zeit fehle, für den sei ein Fitness-Center der richtige Anlaufpunkt. „Man muss sich nur vornehmen, regelmäßig zu trainieren“, mahnt Kügelchen mit noch immer rheinisch gefärbtem Schwäbisch. Zudem fänden Ältere in Senioren-Sportgruppen auch soziale Bindungen und Freundschaften. „Dann geht man da auch gerne hin“, hat Kügelchen selbst erfahren.

Und wie ernährt sich der gesundheitsbewusste Senioren-Turner? Trotz sportlicher Betätigung habe auch er im Ruhestand zugelegt. Deshalb meide er inzwischen weitgehend Kohlehydrate und esse grundsätzlich nicht mehr so viel. „Daran kann man sich durchaus gewöhnen“, versichert Hanspeter Kügelchen mit überzeugendem Lachen.

Der Turn- und Sportverein Calw hat in der Hesse-Stadt vor wenigen Wochen ein Sportzentrum errichtet, das wohl landesweit seinesgleichen sucht. Unter dem Motto „Wir bewegen Calw“ soll es zum Treffpunkt der Generationen werden.