Zwei Spitzensportler aus der Region führen die Teilnehmer in ihren faszinierenden Sport ein: Weltmeisterin Nina Reichenbach aus Ötisheim und Jonas Friedrich aus Großvillars. Wir hatten die Gelegenheit, mit den beiden 19-jährigen Bike-Künstlern vom RSC Bretten zu sprechen, die seit über zehn Jahren Trial fahren.

Nina, mit 19 Jahren haben Sie im Bike-Trial schon alles erreicht, was es in diesem Sport zu gewinnen gibt: zweimal Weltmeisterin, zweimal Weltcup-Siegerin, viele Male Deutsche Meisterin. Wie motivieren Sie sich nach all diesen Erfolgen noch?

Nina: Ich bin einfach glücklich auf dem Rad, sonst würde ich’s nicht mehr machen. Und ich will immer hundert Prozent geben, weil ich sonst nicht zufrieden bin.

Jonas, Platz 5 in der Junioren-WM und viele Deutsche Meistertitel können sich ja wahrlich sehen lassen. Wie hältst Du Deine Motivation hoch?

Jonas: Das fällt mir nicht schwer. Ich will einfach immer besser werden und wenn möglich jeden Tag fahren. Vor Wettkämpfen bis zu fünf Stunden am Tag.

Nina: Das könnte ich nicht. Wenn ich so viel fahre, verliere ich die Lust.

Wie wichtig ist die Fitness im Trial-Sport?

Nina: Die ist schon wichtig. Ich will da künftig auch mehr machen – aber weniger reines Krafttraining, eher Intervallbelastung. Im Wettkampf dauert ein Durchgang ja maximal zwei Minuten. Für Gleichgewicht und Sprungkraft sind eher die „kleinen“ Muskeln wichtig, die Core-Muskulatur. Reine Kraft allein bringt gar nichts. Nervenstärke ist wichtiger.

Jonas: Ich mach zwar viel Krafttraining, übe aber auch Beweglichkeit und Schnellkraft. Im Moment des Wettkampfs wird das ganze Leben gespiegelt und alle Fähigkeiten werden aufgerufen. Dann zahlt sich aus, wenn man sich beherrschen kann. Auch das hab ich durch den Sport gelernt.

Was ist das für ein Gefühl, mit dem Bike scheinbar unbezwingbare Hindernisse zu meistern?

Nina: Es ist toll, nur mit dem Fahrrad ganz bei sich zu sein. Da dreht sich alles nur um dich. Wir ordnen beide alles dem Sport unter. Man lebt mit dem und für’s Trial. Aber wir sind vom Typ her unterschiedlich. Ich sag mir vor dem Wettbewerb einfach: „Jetzt machen wir mal“.

Jonas: Zugegeben: Mich muss man eher zur Lockerheit ermahnen. Aber da wir uns gegenseitig betreuen, ergänzen wir uns auch. Ich versuche, meinen Sport auf’s ganze Leben zu beziehen, meinem Ziel immer näher zu kommen. Auch die Arbeit habe ich so eingeteilt, dass ich in drei Jahren meinen Profi machen kann.

Wer bezahlt Euch all die Wettkampfreisen?

Nina: Die finanzieren wir durch Preisgelder und es gibt ja auch Sponsoren wie die Sparkasse, die uns unterstützten. Trotzdem muss man beim Trial vieles aus eigener Tasche bezahlen. Ohne meine Eltern, die mich von Anfang an unterstützt haben, könnte ich’s nicht machen.

Jonas: So ist’s bei mir auch. Die Eltern müssen komplett dahinter stehen. Ohne die wären wir nicht da, wo wir jetzt stehen. Die haben sich komplett auf uns eingestellt. Ich war jetzt sechs Monate im Ausland und hab mich nur auf den Sport konzentriert, bin jeden Tag gefahren. Natürlich hatte ich da mehr Ausgaben als Einnahmen.

Nina: Vielleicht ist es ja gut, dass man nicht davon leben kann und sich ein ganz normales Leben aufbauen kann.

Die Aufgaben, die ihr auf dem Bike bewältigen müsst, sehen extrem schwierig und gefährlich aus. Habt ihr Euch schon mal verletzt und wie hoch ist generell das Risiko beim Bike-Trial?

Jonas: Das Risiko ist eher gering. Es gibt bei Stürzen ganz selten Brüche. Man fängt Trial klein an und stürzt auch klein; und man lernt „richtig“ zu stürzen.

Nina: Die Geschwindigkeit ist beim Trial so niedrig, dass nicht viel passieren kann. Man macht nur das, von dem man denkt, dass man es schaffen kann.

Woraus besteht die Schutzkleidung, die Ihr auf dem Trial-Bike tragt?

Nina: Wir tragen Helm, Handschuhe und Schienbeinschoner. Auf den Rückenschutz verzichte ich. Damit würde ich mich nicht sicherer fühlen.

Jonas: Das gilt für mich ebenso. Außerdem schränkt der Rückenschutz die Bewegungsfreiheit zu sehr ein und ist nur hinderlich.

Was begeistert Euch an Trial-Wettkämpfen?

Nina: Mich reizt am Wettkampf der sportliche Vergleich, der mir beim Training ja fehlt. Und wenn man Erfolg hat, motiviert das natürlich auch.

Jonas: Für mich beginnt der Wettkampf schon im Training.

Die Weltmeisterschaften 2017 haben in China stattgefunden. Was haben Sie außerhalb des Wettkampfs vom Reich der Mitte mitbekommen?

Nina: Es war zwar eine tolle Erfahrung, mal in China gewesen zu sein. Aber die Konzentration auf den Wettkampf lässt einem kaum Zeit, auch mal was vom Land zu sehen. Dafür hatten wir nur einen Tag. Dafür war der Kontakt mit den anderen Trial-Bikern umso enger.

Jonas: Die Menschen dort zeigen ihre Emotionen nicht. Das hat mich schon etwas irritiert.

Nina, Sie machen ab September eine Ausbildung zur Industriekauffrau, und Sie, Jonas, sind in der Ausbildung zum Jugend- und Heimerzieher. Bleibt daneben trotzt Training noch Zeit für Freunde?

Nina: Nach einer Erkrankung hab ich jetzt erst wieder mit dem Training angefangen. Morgens 90 Minuten auf dem Rad und noch eineinhalb Stunden Fitnessstudio. Ich freue mich drauf, nach der Pause die Anderen wieder zu sehen. Wir sind wie eine Familie und müssen zusammenhalten, weil wir in unserem Sport nicht so viele sind. Am Wochenende mit Freunden zu feiern, dafür bleibt meistens Zeit.

Jonas: Mein ganzes Leben ist zwar nach dem Training getaktet, aber es bleibt schon noch Zeit für Privates, auch für meine Freundin. Sonst schränkt man sich selbst zu sehr ein und lebt gar nicht mehr.

In Euren Steckbriefen ist zu lesen, dass Sauerbraten Ihr Lieblingsgericht ist, Nina. Und dass Sie, Jonas, Pfannkuchen besonders mögen. Seid Ihr auch sonst eher bodenständig?

Nina: Wir sind sicher eher bodenständig – auch durch unserer Familien.

Jonas: Und wir sind dazu erzogen, nicht abzuheben, wenn man Erfolg hat.

Wir danken Euch für das Gespräch und wünschen Euch viele weitere sportliche Erfolge.