Eindrücke vom ersten Württembergischen eSport-Cup

Noch vor wenigen Wochen konnte ich mit dem Begriff eSport nichts anfangen. Weil aber der TSV Calw ein Pilotprojekt gestartet hat, wurde es auch für die Sparkasse als einer der Sponsoren des größten Calwer Sportvereins ein Thema. Man will sich beim TSV einfach frühzeitig mit einem sehr bedeutenden Trend auseinandersetzen, um nicht den Anschluss zu verlieren und attraktiv für Jugendliche zu bleiben.

Nachdem beim Fifa 19-Qualiturnier Anfang Oktober die besten vier TSV-Spieler ermittelt waren, wurde es jetzt beim Ersten Württembergischen eSport-Cup Ernst. Gegen die Teams VfL Herrenberg, TV Canstatt, Sportvereinigung Feuerbach und TSV Schmiden ging es erstmals außerhalb der Hesse-Stadt um Punkte. Tim Epple, Christian und Mirco Bianco sowie Raphail Kalpakidis traten im Sportforum des TSV Schmiden im klassischen Liga-Modus „Jeder gegen Jeden“ an.

Der Eindruck beim Zuschauer eines eSport-Turniers unterscheidet sich indes grundlegend vom Erleben auf dem Fußballplatz. Als Kollege Ken Knauer und ich die Halle betreten, ist kaum ein Laut zu hören. Die „Gamer“ sitzen hochkonzentriert vor ihren Bildschirmen, steuern über ihre Controller virtuos die virtuellen Spieler. Selten sind Emotionen sichtbar.

Aber beim Format eines solchen Turniers sind die Spieler auch enorm gefordert. Sieben Stunden dauert das „Kräftemessen“ am Computer. Jede der fünf Mannschaft hat durch den Spielmodus bedingt eine Auszeit von einer Stunde, nach 55 Minuten am Game-Controller gibt’s grade mal fünf Minuten Pause.

Nach der ersten Spielrunde – Gastgeber TSV Schmiden hatte seine „Auszeit“ gleich zu Turnierbeginn – liegt das Team aus Calw überraschend deutlich in Führung. Und um es gleich vorweg zu nehmen, auch am Turnierende belegten die von Jan Martens betreuten Spieler den ersten Tabellenplatz und dürfen sich jetzt „Erste Württembergische eSport-Cup-Sieger“ nennen.

Während sich die „Gefühlsausbrüche“ vor Ort in Grenzen halten und – zumindest am Vormittag – auch nur wenige Zuschauer die Begegnungen an der großen Leinwand verfolgen, stoßen die Spiele im Internet auf großes Interesse. Auch der eSport-Cup in Schmiden war live im Stream zu verfolgen. Und der Kommentar kam direkt vom Reporter aus der Halle.

Mein Fazit: eSport ist sicherlich keine „klassische“ Sportart wie Fußball oder Leichtathletik; am ehesten vielleicht vergleichbar mit Schach. Aber was die Spieler im virtuellen Raum leisten, verdient Bewunderung. Wissenschaftler der Deutschen Sporthochschule Köln haben bei Studien mit Profi-Spielern festgestellt: „eSport sind beim Spielen am Computer höchsten Belastungen ausgesetzt – auf motorischer, kognitiver und emotionaler Ebene.“ Ähnlich wie Drohnen-Piloten, die am Steuerpult den selben Stress erleben als säßen sie im realen Flugzeug.