In den vergangenen Wochen spross und blühte es plötzlich in Europas Wirtschaft wieder – und manche kurz zuvor gesenkte Konjunkturprognose konnte wieder angehoben werden. Dann kam ein Tweet.

Die Wirklichkeit hat uns wieder. Dabei regten sich gerade frühlingsgerecht die Konjunkturpflänzchen: Nach der Ende April veröffentlichten vorläufigen Schätzung von Eurostat konnte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Euroland im ersten Quartal 2019 um 0,4 Prozent zulegen. „Diese BIP-Entwicklung übertraf die Erwartungen der Mehrheit der Konjunkturbeobachter“, konstatiert Deka-Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater. Es zeigte sich: „Auch krisengeschüttelte Volkswirtschaften können sich regenerieren, so dass sich die Wachstumsunterschiede zwischen den vier großen Ländern der Währungsunion verkleinert haben.“

Selbst die italienische Wirtschaft beendete ihren zwischenzeitlichen Abtaucher – und Frankreich setzte seinen positiven Trend aus den vorangegangenen zwei Quartalen fort. Der Euroraum ist damit „auf Kurs, um diesem Jahr ein Wachstum von gut 1,3 Prozent zu liefern“, so die Deka-Experten. Die USA steuern derweil sogar auf ein Wachstum von 2 Prozent zu. Das US-Arbeitsministerium konnte unlängst die niedrigste Arbeitslosenquote seit 1969 vermelden: 3,6 Prozent.

Wirtschaft läuft besser als erwartet

Allerdings haben die Aktienmärkte diese positiven Daten teils schon eingepreist. Im Laufe der letzten Monate antizipierten immer mehr Marktteilnehmer, dass die Angst vor einer Rezession übertrieben sein könnte und kauften Aktien – ein stabiles Börsenhoch von Januar bis einschließlich April war die Folge. In ihrer Stärke war diese Aufholjagd an den Aktienmärkten den Deka-Volkswirten aber schon nicht ganz geheuer – sie erwarteten zumindest eine Konsolidierung, wenn nicht sogar einen weiteren Rücksetzer.

„Schützenhilfe“ gab dabei ausgerechnet US-Präsident Donald Trump, der vor wenigen Tagen die Märkte wieder einmal mit seinen Tweets durchrüttelte und hohe Strafzölle für chinesische Waren ankündigte – eine Gelegenheit, bei der sich Anleger auch daran erinnerten, dass weder die wirtschaftlichen Herausforderungen komplett abgearbeitet sind, noch sämtliche Konjunkturdaten gut ausfallen. Das Resultat: ein Dämpfer bei den Kursen.

Weitere Gewitter oder Getwitter sind möglich, die positive Grundtendenz an der Börse könnte mittelfristig dennoch Bestand haben. Dafür sprechen die insgesamt robustere Wirtschaftsverfassung wie auch die moderate Inflation – für die Notenbanken besteht vorerst kein Anlass mehr die Zinsen anzuheben. Im Gegenteil, sie könnten die Konjunktur bei Bedarf sogar mit ihrer Geldpolitik ankurbeln. „Für alle diejenigen, die die niedrigen Januarkurse zum Einstieg nicht genutzt haben, ergeben sich in den kommenden Wochen an den Aktienmärkten vielleicht gute Möglichkeiten, sich neu in den Märkten zu positionieren“, so Ulrich Kater.

Quelle: fondsmagazin.de