William Nordhaus und Paul Romer haben letzte Woche den Nobelpreis für Wirtschaft bekommen. So wichtig sind ihre Grundlagenforschungen für Wirtschaft, Gesellschaft und Anleger.
Auf den ersten Blick scheinen die Forschungen der beiden Nobelpreisträger für Wirtschaft nicht viele Berührungspunkte zu haben: Nordhaus erhält die Auszeichnung für seine Arbeit zu den wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels, Romer für die Integration der Rolle technologischer Innovationen in die langfristige Analyse. Aber Holger Bahr, Leiter Volkswirtschaft bei der Deka, sieht das Verbindende: ”Ihre Grundlagenforschungen haben Themen gesetzt und sind auch in die Ausbildung eingegangen – und damit in das praktische Denken und Handeln in Wirtschaft und Politik.”
Damit bewegen die Forscher Jahrzehnte nach ihren bahnbrechenden Entdeckungen mittelbar auch heutige Investitionsentscheidungen. Wer als Manager die langfristigen Kosten energiepolitischer Weichenstellungen nicht nachhaltig einberechnet, kann den langfristigen Erfolg eines Unternehmens gefährden. Genauso verhält es sich mit unzureichenden Entwicklungen in Forschung und Entwicklung – ohne sie verlieren Konzerne beim technischen Wandel den Anschluss. “Gerade amerikanische Ökonomen sind oft relativ nah an relevanten Themenstellungen; vielleicht werden sie auch deswegen so oft mit Nobelpreisen bedacht”, sagt Bahr.
Der Deka-Volkswirt weist aber auch darauf hin, dass er im Tagesgeschäft etwa für die Beurteilung eines Zinsschrittes der Fed oder der neuesten Daten des Geschäftsklimaindexes kaum direkten Nutzen aus den Erkenntnissen der Forschung ziehen kann: “Bei der mittelfristigen Kapitalmarktprognose sind solche wissenschaftlichen Modelle zu weit weg.” Aber die Forscher schaffen es, den Scheinwerfer für langfristige Entscheidungen auf entscheidende Trends zu setzen – und damit durchaus auch praktische Unternehmenspolitik mitzubestimmen. Denn zuweilen seien Manager zu sehr auf kurzfristige Erfolgs-Horizonte fixiert.
Fondsgesellschaften und ihre Anleger haben da einen langfristigeren Fokus – und nehmen dementsprechend Einfluss. Bei den Hauptversammlungen dieses Frühjahres etwa hat die Deka für ihre Anleger die Stimme erhoben, um Nachhaltigkeitsthemen von Fall zu Fall mehr Gewicht zu verleihen. Auch zu steigendem Tempo beim technologischen Wandel hin zu neuartigen alternativen Antrieben hat die Fondsgesellschaft mehrmals Automobilkonzerne aufgefordert.
Zudem haben die Megatrends digitaler Wandel und Nachhaltigkeit auch in der Fondspalette selbst Niederschlag gefunden. Mit mehreren Nachhaltigkeit-Fonds sowie solchen zu Technologie oder Industrie 4.0 setzt auch die Deka seit Jahren erfolgreich auf Themen, zu denen Nordhaus und Romer grundlegende Erkenntnisse und Methoden geliefert haben.
“Wichtig ist es dabei in der Praxis zu erkennen, wie sich diese Trends in Teile einer Wachstumsgeschichte übersetzen lassen”, so Bahr. Darum lassen auch die Volkswirte der Deka den Draht zur Wissenschaft nie abreißen. Bahr und seine Kollegen besuchen regelmäßig wissenschaftliche Symposien. Mit einem eigenen Institut unter dem Dach der Deka suchen sie sogar nach neuen Ansätzen im quantitativen Bereich der Analyse.
Spannend ist natürlich auch die Suche nach den Megatrends der Zukunft. Bahr sieht dabei etwa, dass seit der Finanzkrise 2007/2008 verstärkt rund um die enge Vernetzung von Real- und Finanzwirtschaft geforscht wird. “Die Rückkopplungen dort müssen wir besser verstehen.” Auch der Traum von einem stetigen, krisenärmeren Wirtschaftswachstum bewege derzeit die Wissenschaft. Das seien Ansätze für neue Grundlagenforschung der Wissenschaftler-Generation nach Nordhaus und Romer.
Bis daraus konkrete Prognosen, Messmethoden oder gar Produkte werden, wird es wohl noch einige Zeit dauern. Das Nobelpreiskomitee wird aber schon jetzt ein Auge auf die Megatrends der Zukunft und ihre wissenschaftlichen Grundlagenforscher haben. Holger Bahr und seine Kollegen natürlich auch: “Es geht in der Konsequenz ja um den nachhaltigen Erfolg für Unternehmen in der Industrie 5.0 oder 6.0. Wir wollen, dass unsere Anleger dabei sind.”