33 Jahre war er für die Sparkasse Pforzheim Calw tätig, davon 25 Jahre als Vorstandsmitglied, 17 Jahre als stellvertretender Vorstandsvorsitzender und die letzten 5 Jahre als Vorstandsvorsitzender, jetzt ist er von Bord gegangen: Dr. Herbert Müller übergab bei einer Veranstaltung unter dem Titel „Sparkasse heute – Sparkasse morgen“ im CongressCentrum Pforzheim den Stab an seinen Nachfolger Stephan Scholl. Dabei waren rund 1 000 Gäste, unter ihnen Persönlichkeiten aus Kommunalpolitik, Wirtschaft und Gesellschaft sowie Kunden und Weggefährten des scheidenden Sparkassenchefs.
Das Programm der von SWR-Moderatorin und Journalistin Evelin König charmant begleite-ten, kurzweiligen Veranstaltung beinhaltete neben informativen Fachvorträgen und launi-gen Abschiedsreden musikalische Beiträge junger künstlerischer Glanzlichter der Region. Mit einer Videobotschaft aus den USA war Rockstar Udo Lindenberg, der Sparkasse durch seine Stiftung eng verbunden, dabei.
Kundennähe und –orientierung, Qualität und alte Kaufmannstugenden: Das war dem Sparkassenchef in seiner strategischen Ausrichtung immer wichtig, das waren die Erfolgsfakto-ren seiner Geschäftspolitik, und das zog sich als roter Faden durch alle Reden und Vorträge.
Der amtierende Verwaltungsratsvorsitzende der Sparkasse, Landrat Karl Röckinger, bescheinigte ihm hohe Professionalität in Verbindung mit einer zutiefst empfundenen Menschlichkeit. Damit habe er sich das Vertrauen seiner Kunden erworben, was sich wäh-rend der Finanz- und Bankenkrise für die Sparkasse als überaus wertvoll herausgestellt habe. In seinen Dank an Dr. Müller bezog Röckinger – wie nach ihm alle Redner – auch Ehefrau Sonja ein, die viele Jahre Verzicht geübt und ihrem Mann den Rücken gestärkt habe. Für Dr. Müllers Nachfolger Stephan Scholl bedeute Kontinuität nicht Stillstand, sondern die Herausforderung, das bewährte Geschäftsmodell und die erfolgreiche Ausrichtung der Sparkasse zu gewährleisten und gleichzeitig flexibel die Veränderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der Gesellschaft mitzugehen.
Die Personalratsvorsitzende Edith Anselment dankte Dr. Müller im Namen der über 2 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der größten baden-württembergischen Sparkasse, dass er – gemäß dem von ihm erdachten Motto – ein Chef mit Herz und Hand gewesen sei.
Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes beleuchtete in seinem Vortrag das aktuelle wirtschaftpolitische Umfeld und bejahte das Regionalprinzip der Sparkassen als eine jahrzehntelang bewährte Erfolgsstrategie mit der Kernaussage: „Die Sparkasse Pforzheim Calw, alle Sparkassen Deutschland schießen Ihre Einlagen nicht auf die internationalen Finanzmärkte. Sie setzen diese Mittel hier vor Ort ein für Investitionen in Arbeitsplätze, für die wirtschaftliche Entwicklung dieser Region, für Ihre Zukunft und die Ihrer Kinder!“
Die Sparkasse Pforzheim Calw als größte baden-württembergische Sparkasse gelte bei vielen anderen Häusern wegen ihrer Innovationskraft als Vorbild. Aber auch ihr günstige Kostenstruktur und ihre Marktnähe würden sie auszeichnen, sagte der Präsident des Sparkas-senverbandes Baden-Württemberg, Peter Schneider, MdL. Er überreichte Dr. Müller die goldene Sparkassenmedaille und seiner Frau Sonja die passende Brosche.
Dr. Joachim Nagel, seit 2010 Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, ging in seinem Vortrag auf die sich wandelnden Finanzmärkte, auf Fehlentwicklungen und die gravieren-den Veränderungen in der Bankenlandschaft ein. Das an und für sich ernste Thema unterlegte er humorvoll mit Bezügen zur Amtszeit von Dr. Müller.
Dr. Hans-Eberhard Koch, Präsident des Landesverbandes der Baden-Württembergischen Industrie, würdigte die Sparkasse als verlässlichen Partner der mittelständischen Wirtschaft und Dr. Müller als unternehmerisch denkenden und handelnden vertrauenswürdigen Banker.
Der scheidende Sparkassenchef Dr. Müller verabschiedete sich mit einer fulminanten, mit Anekdoten und Bonmots gespickten Rede. Sein designierter Nachfolger Stephan Scholl, kennzeichnete die Eckpunkte seiner geplanten Geschäftsausrichtung, die sich an der ganzheitlichen Strategie seiner Vorgänger ausrichten, aber auch neue Schwerpunkte haben wird.
Text: Uta Thomas
Fotos: Andreas Laich