Kamine kehren und Geld zählen: Finanzassistent Yannick Haenel von der Sparkasse Pforzheim Calw und Schornsteinfeger Florian Gulyas tauschen für einen Tag ihre Ausbildungsplätze
Den richtigen Ausbildungsplatz zu wählen, ist eine wichtige Entscheidung. Doch die Auswahl an Ausbildungsberufen ist groß. Was für einen Beruf wichtig ist, fällt vielleicht jemandem besonders auf, der als Außenstehender auf den fremden Arbeitsalltag blickt. In der Serie „AZUBITAUSCH“ der „Pforzheimer Zeitung“ wechseln Auszubildende für einen Tag ihre Arbeitsplätze und schnuppern in andere Berufe hinein. Dabei erfahren sie, welche Fähigkeiten und Kompetenzen für eine Ausbildung im Tausch-Beruf wichtig sind.
„Ich wusste, dass es bei der Bank um viel Geld geht. Wer dort arbeiten will, muss nicht nur gut rechnen können.“ Florian Gulyas, über Finanzassistenten
Florian Gulyas war schon auf vielen Dächern. Als Kaminfeger-Lehrling ist das Alltag. Doch so hoch hinaus geht‘s selten. An seinem Tag als Tausch-Azubi in der Sparkasse Pforzheim Calw darf er auf den 16 Stockwerke hohen Sparkassenturm – allerdings nur auf die Dachterrasse, mit dem Aufzug. „In den Häusern gehe ich meistens die Treppen hoch und runter. Das hält fit“, sagt Gulyas.
Vieles ist an diesem Tag ungewohnt für den 20-Jährigen. Doch der Umstieg von schwerer Hand- zu Kopfarbeit fällt ihm nicht schwer. Gulyas ist motiviert, einmal in einen anderen Beruf einzutauchen. Zwar geht es nicht an den Schalter. Aber der junge Mann aus Niefern-Öschelbronn macht mit, fragt nach und beteiligt sich an der Gruppenarbeit mit Schülern, die ebenfalls zum Schnuppertag in der Sparkasse sind. Die Fakten kommen dabei schnell auf den Tisch. Da staunt Gulyas nicht schlecht, als er von den Verdienstmöglichkeiten eines Bank-Azubis hört. So erhält ein Auszubildender zum Finanzassistenten im ersten Lehrjahr 889 Euro monatlich, im zweiten 953 Euro – brutto. Trotzdem muss Gulyas tief durchschnaufen: „Wir Kaminfeger-Azubis verdienen im dritten Lehrjahr immer noch unter 600 Euro.“
Trotzdem mag er die Arbeit als Kaminfeger. Immer wieder erzählt Gulyas davon, zieht Vergleiche. So gäbe es in seinem Alltag keine Mittagspause, gegessen wird häufig zwischen zwei Terminen bei Kunden, wenn auf der Strecke ein Bäcker oder Metzger liegt. Die Sparkasse Pforzheim Calw hat zwar nicht in allen 125 Geschäftsstellen Kantinen, jedoch erhalten alle 2000 Mitarbeiter Essenszuschüsse. Auch bei den Fahrtkosten beteiligt sich die Bank. Schließlich müssen die Azubis flexibel sein, manchmal längere Wege in Kauf nehmen. Die nördlichste Filiale in Oberderdingen im Geschäftsgebiet und die südlichste in Hochdorf liegen 94 Kilometer auseinander.
Flexibilität im Kopf ist für einen Beruf in der Bank ebenso wichtig. Mal gilt es für einen Kunden einen Überweisungsträger richtig auszufüllen, mal Geld auszuzahlen und dann auch wieder eine Familie über die passenden Anlagemöglichkeiten zu beraten. Verschwiegenheit gehört da natürlich auch dazu. Ist der jeweilige Bewerber zudem noch aufgeschlossen, teamfähig, lernwillig, motiviert und ehrgeizig, hat er gute Karten bei Stefanie Berger vom Personalmanagement bei der Sparkasse Pforzheim Calw. Und auch Gulyas Chef würde dies für einen Schornsteinfeger-Lehrling so wohl unterstreichen.
Etwa 70 Auszubildende stellen Berger und ihre Kollegen jährlich ein. 450 Bewerbungen erhalten sie dafür. „Bei der großen Auswahl sind die Noten wichtig, ein Schnitt 2,5 bis 3 sollte es schon sein. Am Ende zählt jedoch das Gesamtpaket und vor allem, ob jemand mit Menschen kann, kundenorientiert ist und auch ein bisschen verkäuferisches Talent hat“, sagt Berger. Grundsätzlich Eigenschaften, die Elena Pöhner auch dem Tausch-Azubi Gulyas zuschreiben würde. „Er ist offen, interessiert sich“, sagt die Auszubildende aus Nagold, die den 20-Jährigen einen Tag lang begleitet hat. „Nur im Anzug kann ich mir ihn überhaupt nicht vorstellen.“ Auch Gulyas nicht täglich. „Ich bin lieber draußen, bei Wind und Wetter, mach mich dort gerne auch mal schmutzig“, sagt er und freut sich bereits wieder auf seine Kamine auf den Dächern seiner Kunden. Text von Carolin Kraus / Pforzheimer Zeitung
„Ich wusste nur, der Schornsteinfeger hat einen Hut auf, ist komplett schwarz und bringt Glück.“ Yannick Haenel, über Schornsteinfeger.
Yannick Haenel kann nicht aus seiner Haut – zumindest nicht aus seinem Hemd. Als Auszubildender zum Finanzassistenten bei der Sparkasse Pforzheim Calw muss er morgens nicht lange überlegen, was er anzieht: Hemd und Krawatte. „Ein gepflegtes Aussehen gehört in der Bank dazu“, sagt der Auszubildende im zweiten Lehrjahr. Auch als Haenel für einen Tag seinen Arbeitsplatz tauscht und sich als Schornsteinfeger versucht, ist die Kleidungsfrage für ihn schnell geklärt: Alles schwarz. Er trägt eine schwarze Hose und – natürlich – ein schwarzes Hemd, als er überpünktlich um 8.40 Uhr bei Bezirksschornsteinfeger Harald Stotz in Büchenbronn klingelt.
Stotz öffnet – auch er in schwarzer Hose allerdings mit rot-kariertem Hemd. Das typische Kaminfeger- Outfit mit Zylinder trägt er an diesem Tag nicht. Schließlich geht es in seinem Beruf nicht nur darum, Schornsteine zu säubern. Zum Berufsbild eines Schornsteinfegers gehören zum Beispiel Mess- und Prüfaufgaben sowie unabhängige Beratung in den Bereichen Emissionsschutz und Energieeinsparung. Statt auf den Dächern von Eutingen verbringt Haenel als Tausch-Azubi viel Zeit in Kellern. Gemeinsam mit Stotz geht er von Haus zu Haus. Er untersucht Heizkessel, prüft, ob Abgas austritt. Mal hat er es mit Ölheizungen, mal mit Gas und mal mit Wärmepumpen zu tun. „Der Beruf ist sehr vielseitig“, erkennt Haenel schnell und ist überrascht. „Ich wusste bisher nur, der Schornsteinfeger hat einen Hut auf, ist komplett schwarz und bringt Glück“.
Das mit dem Glück ist allerdings so eine Sache. „Wir sind nicht mehr so die Glücksbringer wie früher“, sagt Stotz. Nicht jeder reagiere freundlich, wenn er vor der Tür stehe. Deshalb ist neben technischem Verständnis noch etwas anderes für ihn in diesem Job sehr wichtig: „Man muss wortgewandt sein und gut mit Leuten reden können.“ Interesse an Mathe und Physik sind Voraussetzungen. „Und gutes Deutsch in Wort und Schrift wären auch nicht schlecht“, sagt Stotz.
Dann geht es doch aufs Dach – allerdings ein Flachdach. „Das ist cool“, sagt Haenel über die Aussicht. Jürgen Riepl, ein Mitarbeiter von Stotz, macht sich ans Schornsteinfegen. Er lässt den Drahtbesen über eine Seilwinde langsam in den Schornstein gleiten – immer ein Stückchen vor und zurück. „Darf ich auch mal probieren?“, fragt Haenel. Er darf. Er übernimmt das Seil von Riepl, imitiert dessen Handbewegung und schaut dem Besen nach. Ruß kommt ihm entgegen. Stotz lacht. Haenel macht einige Schritte zurück. „Da ist der Lerneffekt“, sagt Stotz. Haenel kehrt weiter. Ist das schwer? „Ha“, schnaubt er, „auf Dauer schon.“ Insgesamt ist der Job körperlich anstrengend. „Ich habe zum Spaß mal einen Schrittzähler mit genommen“, sagt Riepl. Auf 10 000 Schritte am Tag sei er gekommen. Auch die heiße Luft in den Heizungskellern setzt den Schornsteinfegern zu.
„Man bewegt sich die ganze Zeit“, zieht Haenel am Ende des Tauschtags Bilanz. „Man kommt viel rum und lernt viele Menschen kennen. Das ist in der Bank ganz ähnlich.“ Der Tausch-Tag hat Haenel Spaß gemacht. „Ich habe gelernt, dass andere Berufe total interessant sein können und nicht immer das sind, was man auf den ersten Blick sieht. Oft steckt viel mehr dahinter.“ Text von Bärbel Schierling / Pforzheimer Zeitung
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