Wer kennt diesen Ausspruch nicht? Insbesondere Eltern von pubertierenden Kindern haben diese Worte sicher schon öfter ausgesprochen. Mehr oder weniger erfolglos.
Wertvolle Tipps im Umgang mit dem Smartphone gab es kürzlich von den Referenten des Medienzentrums Pforzheim-Enzkreis: beim Eltern-Seminar „Mobil kann viel – Smartphone bewusst nutzen“ im Sparkassenstudio in Pforzheim.
Digital Natives
Ich freute mich in doppelter Hinsicht auf den Fachvortrag von Sabine Strauß und Karl-Heinz Nagel. Erstens interessiert mich dieses brisante Thema, da mich meine fast 8-jährige Tochter schon heute nach einem Handy fragt. Zweitens sehe ich Karl-Heinz Nagel wieder, mit dem ich bis Ende der 90er noch beim FC Birkenfeld zusammen Fußball gespielt habe. Zu jener Zeit dachten wir hierzulande noch nicht an ein mobiles Telefon. Für uns Fußballer musste das „Runde“, also der Ball, in das „Eckige“ (Tor). Letzteres hat für die sogenannten Millennials (zwischen 1980 und 2000 Geborene) heute eine ganz andere Bedeutung: Für viele „Digital Natives“, die in der digitalen Welt aufwachsen, spielt das eckige bzw. abgerundete Smartphone eine einnehmende Rolle im täglichen Leben. Selbst nachts liegt das multimediale Telefon häufig neben dem Bett, was viele Eltern zur Weißglut bringt.
Im Laufe des Vortrags wurde deutlich, dass viele der Zuhörer ebenfalls „händeringend“ Mittel und Wege suchen, um Konflikte mit dem eigenen Nachwuchs, was die Nutzung des Mobiltelefons angeht, zu reduzieren oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Um eines vorwegzunehmen: Die „eierlegende Wollmilchsau“ in puncto „Handynutzung“ gibt es leider nicht.
Wissenswertes zur Smartphone-Nutzung vorab
- Wussten Sie, dass es heute weltweit mehr Smartphone-Inhaber (2,32 Milliarden weltweit) als Zahnbürstenbesitzer gibt?
- Für 2017 wird ein Absatz von 23 Mio. Smartphones in Deutschland erwartet.
- Der Tagesablauf von Kindern wird 130 Mal am Tag, durch Handyentsperren, unterbrochen.
Wann sollte ich meinem Kind frühestens ein eigenes Smartphone geben?
Nach der KIM-Studie 2016 (Kindheit, Internet, Medien) besitzen 28 Prozent der Zehn- bis Elfjährigen ein Handy, 43 Prozent ein Smartphone. Bei den 12- bis 13-Jährigen haben bereits 19 Prozent ein Handy und 61 Prozent ein Smartphone. Fest steht: Die Smartphone-Nutzer und -Besitzer werden immer jünger.
Eine pauschale Antwort, wann das ideale Alter für die Handy-/Smartphone-Nutzung ist, gibt es nicht. Je nach persönlicher Entwicklung des Kindes macht die Handy-Nutzung ab Beginn der weiterführenden Schule Sinn. Ein Smartphone mit größerem Display und mehr Funktionalitäten (E-Mails, Apps, etc.) sollte erst etwas später, frühestens ab elf oder zwölf Jahren, zum Einsatz kommen. Der Druck für die Eltern ihren „Kidis“ Zugang zu einem Smartphone zu geben, ist gestiegen, da viele Kinder im gleichen Alter auch eins haben. Die Neugier, das technische Verständnis und die Wünsche der Kinder sollten auch berücksichtigt werden. Achtung! Für den Nachwuchs kann so ein Smartphone im frühen Alter auch eine Belastung sein: Es ist teuer und das Kind muss auf das Gerät aufpassen (z. B. Diebstahl).
Was ist vor der Nutzung eines Handys oder Smartphones zu beachten?
- Vor der Nutzung sollten sich die Eltern, zusammen mit dem Kind, mit den Funktionen des Smartphones beschäftigen.
- Die Möglichkeiten und Risiken des Internets sollten, ohne Panik zu verbreiten, aufgezeigt werden. Ebenso ein sicherer und verantwortungsvoller Umgang mit dem Mobiltelefon.
- Enorm wichtig ist auch die Aufklärung über anfallende Kosten, z. B. beim App-Download. Tipp: Kostenpflichtige Apps aus unbekannten Quellen deaktivieren und “App-Käufe“ nur mit Passworteingabe zulassen.
Schutz der persönlichen Daten
- Erstellung eines sicheren Passworts (Zahlen/Buchstaben/Sonderzeichen). Dieses regelmäßig ändern und Smartphone per PIN (Persönliche Identifikationsnummer) sperren.
- Deutlich machen, dass bei Verlust des Smartphones eventuell die Daten/Inhalte von Dritten eingesehen werden können.
- Vorsichtiger Umgang mit eigenen privaten Daten (niemals Name, Vorname, Telefonnummer oder Adresse an Dritte herausgeben).
- Sensibler Umgang mit Daten von anderen Personen (Beispiel: Unvorteilhafte Bilder von Freunden machen und diese an andere Personen versenden).
- Datenaustausch unterbinden (bei der anfänglichen Nutzung empfiehlt es sich beispielsweise das GPS oder Bluetooth auszuschalten).
- Nur Personen als „Freunde“ hinzufügen, die man kennt.
Handy-/Smartphone-Pausen
- Klare Regeln zur Nutzung definieren! Das Smartphone ist beim Essen, Hausaufgaben machen und während der Schlafenszeit tabu! Die nächtliche Nutzung von Unterhaltungsgeräten führt dazu, dass die gewöhnliche „Bettschwere“ verflogen scheint. Grund ist das „blaue Licht“, das den Schlaf stört.
- Bei Nichtnutzung wird das Smartphone an einen vereinbarten Platz gelegt.
- Grenzen setzen! Klare Absprache mit den Kindern zur Nutzung des Geräts, beispielsweise an bestimmten Tagen für einen bestimmten Zeitraum (anfänglich Wecker stellen). Empfehlenswert ist die gemeinsame Vereinbarung eines Mediennutzungsvertrags. Probieren Sie das Online-Tool aus: mediennutzungsvertrag.de
Grundsätzlich gilt
- Die Privatsphäre der Kinder sollten Eltern respektieren. Stattdessen können sie im Gespräch mit dem eigenen Nachwuchs ruhig erfragen, was ihre Kinder und Jugendlichen mit dem Smartphone so machen und worüber sie schreiben. Gerne können Mama und Papa auch vertrauenswürdige Personen wie die Großeltern mit ins Boot nehmen. Die Kinder können sich beispielsweise mit der Oma austauschen oder gemeinsam mit dem Opa einen Blick auf das Display werfen.
- Eine Zusammenarbeit und Absprache mit der Schule und Freunden ist sinnvoll.
- Eltern haben natürlich Vorbildfunktion im Umgang mit dem Smartphone!
Dieser Vortrag hat mich auf jeden Fall im Umgang mit der Nutzung des Handys bzw. Smartphones weitergebracht. Etwas „Fracksausen“ habe ich trotzdem vor der Entscheidung, wann denn der richtige Zeitpunkt für ein Handy in naher Zukunft gekommen ist. Ich sehe meine „Kleine“ schon auf das Handy starren… Der „Handynacken“ lässt grüßen.
Nützlicher Link: Materialien zum Elternabend.