Sparkassenmitarbeiter sechs Wochen in Zentralasien
Beim Blick auf die Weltkarte der möglichen Einsatzgebiete fällt auf, dass Westeuropa und Nordamerika wohl kaum Entwicklungsgebiete im Finanzsektor sind. Jedenfalls nicht aus Sicht der Sparkassenstiftung für Internationale Kooperation und der Eberle Butschkau-Stiftung. Deren gemeinsames Stipendienprogramm brachte Sparkassenmitarbeiter Sascha Koziolek jetzt bis Mitte Juli für sechs Wochen nach Turkmenistan und Kirgisistan. Die beiden zentralasiatischen Länder sollen in den Bereichen Internationaler Zahlungsverkehr und Dokumentäres Auslandsgeschäft geschult und unterstützt werden. „Es geht darum, dort thematisch etwas aufzubauen“, umriss der gegenüber anderen Kulturen aufgeschlossene Bänker vor der Reise seine Aufgabe.
Die Sparkasse Pforzheim Calw steht übrigens voll hinter dem Projekt, schließlich sitzt Vorstandsvorsitzender Stephan Scholl im Stiftungs-Kuratorium. Sascha Koziolek wird von seinen Aufgaben in der Abteilung S-International/Auslandsgeschäft freigestellt und nur drei der sechs Wochen werden vom Jahresurlaub abgezogen. Sämtliche Kosten trägt die Sparkassenstiftung, die seit ihrer Gründung im Jahr 1992 rund 200 Projekte in mehr als 80 Ländern durchgeführt hat. Damit gehört sie zu den größten privaten Einrichtungen in der Entwicklungs-Zusammenarbeit in Deutschland.
„Es ist eine Herausforderung, die eine gewisse Anspannung bewirkt“, bekannte der 29-jährige Fachberater im Auslandsgeschäft vor der Reise und fügte hinzu: „Wenn ich das meistere, wird es mich definitiv persönlich und fachlich weiterbringen.“ In den letzten Monaten büffelte er fleißig Russisch. Landes- und Geschäftssprache im ersten Reiseland ist zwar Turkmenisch, das eine gewisse Ähnlichkeit zu Türkisch aufweist. Jedoch hilft Russisch, sich im Alltag zurechtzufinden. Und in Kigisistan ist Russisch zweite Landessprache.
Das Auswahlverfahren hatte es in sich. Wer nach der schriftlichen Bewerbung eingeladen wurde, musste im November in Bonn ein anspruchsvolles mündliches Auswahlverfahren überstehen. Sehr gute Kenntnisse in einer Fremdsprache wurden vorausgesetzt. In diesem Jahr folgten mehrere Praktika wie „Interkulturelle Kompetenz“ zur Vorbereitung auf die nicht alltäglichen Einsatzbedingungen. Auch der Erfahrungsaustausch zwischen Stipendiaten aus dem Vorjahr und den zehn „Neuen“ kam nicht zu kurz.
Auch Kozioleks Vorgesetzter Reinhard Pasch unterstützt den Einsatz nach Kräften. Der Abteilungsdirektor, der selbst über langjährige Auslandserfahrungen verfügt, erklärt die Aufgabe seines Mitarbeiters so: „Es geht darum, dort das Mittelstandsgeschäft aufzubauen. Das Kreditgeschäft ist dort oft nicht vorhanden. Zudem sind Kompetenz und Expertise der Sparkasse überall gefragt.“ Nicht zuletzt sei es für eine Auslandsabteilung natürlich auch von Vorteil, Mitarbeiter zu haben, die selbst im Ausland waren.
Mit mannigfaltigen landestypischen Besonderheiten galt es sich vor der Reise auseinanderzusetzen, um vor Ort potentielle Fettnäpfchen zu meiden. In Turkmenistan ist es jetzt Sascha Kozioleks Aufgabe, in englisch gehaltenen Seminaren, bei denen ein Dolmetscher in die Landessprache übersetzt, Prozesse bei den einzelnen Banken zu optimieren. Zwei bis drei Tage sind für vier Banken mit Auslandgeschäft vorgesehen, um deren Anforderungen und Wünsche kennenzulernen.
Der Einsatzplan ist eng getaktet: Nach der Einführung in die Projektarbeit stand ein Besuch in der Deutschen Botschaft auf dem Programm. In Ashgabat wird Sascha Koziolek zwei Vorträge für Studenten an der dortigen Bankschule halten, danach ist ein fünftägiges Intensiv-Seminar für Spezialisten im Auslandsgeschäft der Banken vorgesehen. Es folgen drei Dreitages-Seminare an der Universität. Und schließlich muss der Gast aus Deutschland noch eine Zusammenfassung bzw. Dokumentation für die Zentralbank, Banken und Institute der Universität vorlegen.
Es wird Sascha Koziolek also mit Sicherheit nicht langweilig in Turkmenistan, einem Staat in Zentralasien, der zu 95 Prozent von Wüste beherrscht wird. Fotografieren ist nur mit Polizeierlaubnis möglich, jede Aufnahme muss genehmigt werden und das Ablichten öffentlicher Gebäude ist generell verboten. Während der Vorgänger des jetzigen Präsidenten das Tragen von Bärten verboten hatte, verfügte das aktuelle Staatsoberhaupt, dass alle Privat-Autos weiß sein müssen. Damit sollen die in hellem Marmor gehaltenen Bauten der Hauptstadt Ashgabat besser zur Geltung kommen. Und Frauen ist das Fahren generell untersagt. Auch Rauchen in der Öffentlichkeit ist strikt verboten.
Nach Turkmenistan hält sich Koziolek in den ersten zwei Juliwochen seines Stipendienprogramms, das treffend mit „Raus aus der Komfortzone“ überschrieben ist, dann in Kirgisistan auf. Noch weniger entwickelt und durch atemberaubende Landschaften mit Bergen bis 7.439 Meter Höhe geprägt. Aber Sascha Koziolek ist davor nicht bange: „Die Herausforderung dort ist die Aufgabe, nicht das Reiseziel. Ich hab einfach die Chance ergriffen, die sich mir geboten hat. Und alle, die so was schon mal gemacht haben, sprechen von einer unbeschreiblichen Erfahrung.“
Über diese Erfahrungen berichtet Sascha Koziolek, soweit das überwachte Internet dies zulässt, im Blog auf der Homepage der Sparkasse Pforzheim Calw.