Kolumne Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, das Wertpapierhaus der Sparkassen
Frankfurt, 23. November 2018
Trotz der versöhnlichen Töne der Präsidenten der USA und Chinas mit Blick auf ihr Treffen beim G20-Gipfel in Buenos Aires herrscht am Markt weiterhin Skepsis, dass der Handelskonflikt entschärft werden kann. Aus Marktsicht könnte eine positive Überraschung auf diesem Feld der entscheidende Katalysator sein, um zum Jahresende hin noch eine anhaltende Stimmungsverbesserung an den Aktienmärkten auszulösen. Der starke Rückgang beim Rohölpreis geht weiter: Er ist auf einen neuen Tiefpunkt gefallen und liegt knapp 30 Prozent unter dem Stand von Anfang Oktober. Dies wird sich in den kommenden Monaten stark dämpfend auf die globale Inflation auswirken und damit die Zinserhöhungsängste an den Kapitalmärkten beruhigen. Steigende Besorgnis dagegen löst die staatliche Finanzlage in Italien aus, wo Auktionen von Staatsanleihen nur noch schleppend vorangehen.
Die europäischen Frühindikatoren deuten eine deutliche Abkühlung der Stimmung im verarbeitenden Sektor an. Das gilt auch für China. Allerdings profitiert dort die Exportwirtschaft noch von vorgezogenen Bestellungen, um den befürchteten Zollerhöhungen in den USA zu Jahresbeginn zu entgehen. Die weiterhin solide Investitionstätigkeit im verarbeitenden Gewerbe spricht auch dafür, dass die Geschäftsaussichten noch immer als solide eingeschätzt werden. Die Inflation im Euroraum dürfte im November nur geringfügig auf 2,1 Prozent zurückgegangen sein. Der gesunkene Ölpreis hat sich bei den Verbrauchern bislang zwar erst in geringem Ausmaß bemerkbar gemacht, mit weiteren Rückgängen bei Preisen für Benzin und Heizöl ist jedoch zu rechnen.