Kolumne Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, das Wertpapierhaus der Sparkassen
Frankfurt, 14. Dezember 2018
Eine Woche im Brexit-Fieber. Eine verschobene Abstimmung in London und weiterhin Ratlosigkeit angesichts der eigentlich vorhersehbaren Schwierigkeiten, die Zollunion mit Irland und damit auch mit der Europäischen Union zu verlassen. Die Auswirkungen eines harten Brexits auf die Finanzmärkte wären heftig, insbesondere im Vereinigten Königreich selbst. Trotz des Chaos bleibt ein harter Brexit weiterhin die am wenigsten wahrscheinliche Variante – nach einer Annahme des „Deals“ oder einer Verschiebung der Entscheidung. Gute Nachrichten, etwa die verbesserten Aussichten im Handelsstreit zwischen den USA und China, nehmen die Märkte gegenwärtig kaum auf. Wichtig war in dieser Woche auch der sich verdichtende Eindruck, dass die geldpolitische Wende kleiner und kürzer ausfällt als erwartet. Nach der US-Notenbank (Fed) kommunizierte auch die Europäische Zentralbank (EZB) eher vorsichtig über Konjunkturperspektiven und Möglichkeiten zu Zinserhöhungen.
Stimmungstest bei hiesigen Geschäftsklima
In der neuen Woche steht mit dem ifo Geschäftsklimaindex ein Stimmungstest der deutschen Konjunktur bevor. Die Nachrichtenlage schwankt zwischen Sorge und Erleichterung. So waren zuletzt Meldungen von US-chinesischen Verhandlungen oder einem leichten Einlenken der italienischen Regierung im Haushaltsstreit geeignet, die Stimmung aufzuhellen. Doch gleichzeitig findet eine öffentlichkeitswirksame Abwärtsrevision von Konjunkturprognosen statt und der Brexit nimmt immer chaotischere Züge an. Vorweihnachtliche Freude will da nicht aufkommen. Schließlich wird die Fed sehr wahrscheinlich ihre vierte Leitzinserhöhung in diesem Jahr beschließen. Spannend wird der Ausblick, den sie damit verbindet.