Seit 2015 spielt Felix Dorn bei den Pforzheim Wilddogs. Wir haben den 28-jährigen aus Mühlacker interviewt …
Wie kamst du zum American Football?
Ich habe damals ein paar Spiele im Fernsehen geschaut und American Football auf der Playstation gespielt. Irgendwann hat mich mein Bruder dann zum Zuschauen zu den Wilddogs mitgenommen. Und so kam dann das eine zum anderen.
Seit wann bist du Teil des Wilddogs-Teams?
Ich war im Herbst 2015 das erste Mal im Training der Wilddogs. Meine erste Saison habe ich dann 2016 gespielt.
Wie funktioniert American Football?
Ganz einfach gesagt, geht es beim Football darum, den Ball in die gegnerische Endzone zu bringen. Dabei kann man den Ball werfen oder mit ihm laufen. Auf dem Weg in die Endzone muss man immer innerhalb von vier Versuchen zehn Meter vorwärtskommen. Wenn man das nicht schafft, bekommt der Gegner den Ball.
Und auf welcher Position spielst du?
Ich spiele Wide Receiver. Meine Hauptaufgabe besteht darin, mich freizulaufen und die Pässe des Quarterbacks zu fangen. Im besten Fall mache ich dann auch noch einen Touchdown 🙂
Was fasziniert dich an diesem Sport?
Das Tolle am American Football ist, dass man nicht nur Muckis, sondern auch Köpfchen braucht. Es sieht zwar immer so aus, als ob 22 Spieler einfach aufeinander losgehen, in Wirklichkeit steckt da aber sehr viel Taktik dahinter. Es gibt viele verschiedene Spielzüge, die man alle lernen muss.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Rugby und American Football?
Die Sportarten haben ungefähr so viel gemeinsam wie Badminton und Tennis 😉 Der deutlichste Unterscheid besteht darin, dass im Rugby weder Helm noch Schutzausrüstung getragen wird. Außerdem ist der Ball größer und es darf nur nach hinten gepasst werden. Beim Football tragen wir Ausrüstung und der Ball ist darauf ausgelegt, dass er auch über weite Distanzen geworfen werden kann. Auch die Art, wie man sich Raumgewinn erarbeitet, ist ganz anders.
Wie lange dauert ein Spiel?
Ein Spiel besteht aus vier Vierteln. Die Länge eines Viertels ist dabei ganz unterschiedlich. Die Kids in der U13 und U15 spielen acht Minuten pro Viertel. Bei den Profis in Amerika dauert ein Viertel 15 Minuten. Anders als im Fußball hält im American Football die Uhr stellenweise auch an. Das heißt, ein Spiel ist nicht nach einer Stunde zu Ende. Wie lange nach Anpfiff ein Spiel letztendlich vorbei ist, ist von Spiel zu Spiel unterschiedlich. Unsere Spiele in der 2. Liga dauern in der Regel zwischen zwei und zweieinhalb Stunden.
Während eines Spiels stehen immer recht viele Leute am Rand. Warum?
Ja, es sind deutlich mehr als im Fußball. In der Regel stehen bei unseren Spielen um die 40 Leute neben dem Spielfeld. Das sind Trainer, Physios und Spieler, die in dem Moment nicht auf dem Feld sind.
Gibt es eine bestimmte Routine vor dem Spiel, die dich besonders motiviert?
Viele meiner Mitspieler hören Musik, um sich zu motivieren und um sich zu fokussieren. Das mag ich aber nicht. Davon werde ich noch nervöser als ich sowieso schon bin. Meine Routine vor dem Spiel beinhaltet deswegen eigentlich nur Essen. Football ist sehr anstrengend und verbraucht sehr viel Energie. Deshalb esse ich immer zu denselben Zeitpunkten vor den Spielen das gleiche Essen. So habe ich dann immer genug Kraft.
Nach einem Spiel bist du sicher ziemlich platt. Hast du einen Regenerationstipp?
Auch hier ist Essen ganz wichtig. Da der Körper sehr viel Energie verbraucht hat, muss man ihm diese wieder zuführen. Außerdem bin ich am Tag nach dem Spiel eigentlich immer im Fitnessstudio und mache ein leichtes Trainingsprogramm. Das sorgt dafür, dass die Muskeln durchblutet werden. So kann der Körper besser regenerieren.
Kann jeder zum American Football? Oder muss man bestimmte Fähigkeiten mitbringen?
Bei diesem Sport gibt es für jeden eine Position – egal ob groß und kräftig, klein und schnell oder irgendwo dazwischen. Jede Körperform wird im American Football benötigt, das ist das Tolle. Gerade die Großen und Kräftigen, die für andere Sportarten manchmal zu langsam sind, werden im American Football besonders gesucht. Generell freuen wir uns aber über jede und jeden, der zu uns ins Training kommt, um den Sport auszuprobieren.
Ab welchem Alter geht es bei euch los?
Ab neun Jahren können Jungs und Mädchen zu uns ins Training kommen. Bis zur U15 wird Flag-Football gespielt. Das ist eine kontaktlose Form des American Footballs. Hier wird das Tackling durch Flaggenziehen ersetzt. Ab der U17 geht es dann voll zur Sache!
Also gibt es bei den Wilddogs auch SpielerINNEN?
Ja. Im Jugendbereich gibt es auch Mädchen bei uns im Verein. Sie dürfen bis zur U17 mitspielen. Danach gibt es dann eigene Frauenmannschaften.
Wie oft trainiert ihr?
Alle Teams der Wilddogs trainieren zweimal in der Woche, immer dienstags und donnerstags. Die Jugendteams trainieren immer von 18 Uhr bis 19:30 Uhr. Danach sind von 19:45 bis ca. 21:15 Uhr die Herren dran.
Ist der Sport so gefährlich, wie er aussieht?
Ich habe mich leider tatsächlich auch schon einige Male verletzt. Allerdings war da immer sehr viel Pech dabei. Nur einmal habe ich mich durch einen Gegner verletzt. Sonst bin ich beim Sprung blöd gelandet oder habe mir das Knie verdreht. Generell ist der Sport ist nicht so gefährlich, wie man sich es am Anfang vielleicht vorstellt.
Habt ihr – wie in den USA üblich – Cheerleaderinnen und Cheerleader, die euch anfeuern?
Ja, die haben wir. Die Jungs und Mädels vom TuS Ellmendingen unterstützen uns bei jedem Heimspiel und sogar bei Auswärtsspielen. Wir werden immer lautstark angefeuert und es werden coole Stunts gezeigt. Da steckt richtig viel Training dahinter. Übrigens freuen sich auch unsere Cheerleader über jeden Zuwachs. Bereits ab fünf Jahren kann man mit dem Cheerleading anfangen.
American Football und der Super Bowl werden auch in Deutschland immer beliebter. Welches NFL-Team ist dein Favorit? Und hast du ein Idol?
Mein Lieblingsteam sind die Green Bay Packers. Ein richtiges Idol habe ich nicht. Früher war Jordy Nelson einer meiner Lieblingsspieler. Der hat wie ich Wide Receiver für die Packers gespielt. Aktuell sind Jordan Love und Josh Allen die Spieler, die ich am meisten mag.
Hast du die Packers schon einmal live erlebt?
Ja, 2018 in Green Bay gegen die Buffalo Bills. Das war schon etwas ganz Besonderes.
Was war dein peinlichster Sportmoment?
Mein peinlichster Moment war 2022 bei unserem Heimspiel gegen Weinheim. Damals stand ich ganz alleine in der Endzone. Weit und breit war kein anderer Spieler und ich habe es trotzdem nicht geschafft den Ball zu fangen.
Und dein größter?
Das war der Aufstieg im gleichen Jahr. Wir haben bereits kurz nach der Halbzeit so hoch geführt, dass die Spieler spielen durften, die sonst nicht so viel Einsatzzeit bekommen hatten. Ich konnte also den Rest vom Spiel als Zuschauer genießen 🙂
American Football ist ein taktisches Spiel. Gibt es Dinge aus dieser Sportart, die du in deinen Job einbringen kannst und wenn ja, inwiefern?
Die Taktik gibt immer der Trainer vor. Da ich 6 Jahre lang als Jugendtrainer aktiv war – bis Ende letzten Jahres – konnte ich in diesem Bereich einige Erfahrung sammeln. Dabei lernt man, dass es sehr wichtig ist, nicht zu schnell die vorher zurechtgelegte Taktik über Bord zu werfen. Auch wenn es im Spiel stressig ist oder es gerade nicht so läuft, wie gewünscht, sollte man so lange wie möglich an dem festhalten, was man im Training vorbereitet hat. Diese Erfahrung hilft mir auch bei der Sparkasse. Wenn es gerade stressig ist und es viel zu tun gibt, schaffe ich es in der Regel, die Ruhe zu bewahren. So kann ich die Aufgaben besser bewältigen.
Vielen Dank Felix Dorn für die tollen Einblicke. Go Wilddogs!
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