44 Tage. 1.056 Stunden sind vergangen, seitdem ich Deutschland den Rücken gekehrt habe. 63.360 Minuten in einem fremden Land – Irland.

Haben sich meine Erwartungen an dieses Abenteuer erfüllt? Wurde ich enttäuscht? Was ist neu im Vergleich zu meinem gewohnten Leben in „Good Old Germany“?

Meine Erwartungen – erfüllt?

Die Vorhersage bezüglich der irischen Küche hat sich bestätigt. Da diese nur aus zwei Komponenten namens Whiskey (den schottischen schreibt man übrigens ohne e) und Guinness (irisches Nationalbier) besteht, ist sie kulinarisch gesehen wahrlich kein Leckerbissen. Bedingt durch die hohen Lebenskosten bevorzugen mein Studentengeldbeutel und ich da schon eher das Hähnchenbaguette von Costcutter (irischer Supermarkt), eine chinesische Nudelbox oder hauptsächlich Selbstgekochtes.

Im Hinblick auf das Kochen stellen die drei Monate eine ganz neue Erfahrung für mich dar. Ich befinde mich in einem Alter, indem der Hunger etwas größer ist, als bei einem Ottonormalverbraucher. Es überrascht mich wirklich, wieviel Arbeit und Zeit das tägliche Kochen kostet.

Jedem, der aufgrund der fremden Sprache Bauchweh vor einem Auslandssemester hat, kann und möchte ich Entwarnung geben. Man gewöhnt sich sehr schnell an die andere Sprache und auch die Dozenten bemühen sich ein verständliches Englisch zu sprechen. Die Iren sprechen jedoch kein „th“. So kann es leicht vorkommen, dass man das gesprochene Wort drei (three) auch gerne mal als Baum auffasst. 🙂

Was ist neu?

An den Linksverkehr habe ich mich bis heute nicht gewöhnt. Nicht selten kommt es vor, dass ich schockiert ein Kind mit seinem Gameboy als vermeintlichen Fahrer des PKWs sichte.

In Irland sind Orts- und Straßenschilder sowie andere öffentliche Ausschreibungen neben Englisch auch in Gällisch (beides Amtssprachen Irlands) geschrieben. Gällisch allein wird dabei jedoch nur auf den Aran-Inseln gesprochen. Ein gällisches Wort, welches man auf jeden Fall kennen sollte: Sláinte (gesprochen: sloon-tscha) – zu Deutsch: „zum Wohl“.

Die weltbekannten irischen Pubs (kurz für public house) haben in Dublin (über 750 Kneipen) eine viel größere Bedeutung als in Deutschland. Man trifft sich auf ein Pint (0,57 Liter) oder ein halbes Pint (der Ire sagt „a glass of“) Guinness und redet über seine Tageserlebnisse. Live-Musik ab dem Nachmittag ist dabei keine Seltenheit. Auf die häufig gestellte Frage nach dem besten Pub kennt der Ire nur eine richtige Antwort: „der Nächste“. 😉

Die Hochschule

Die Dublin Business School (DBS) ist über mehrere Standorte in der ganzen Stadt verteilt. Das Hauptgebäude ist dabei das „Castle House“ (siehe Bild). Von der Ausstattung der Räume ist sie vergleichbar mit der DHBW Karlsruhe. Einziger Unterschied ist die Stempeluhr in jedem Vorlesungsraum, bei der man durch Vorhalten seines Studentenausweises seine Anwesenheit bestätigen muss.

Die Klassengröße meiner Kurse variiert zwischen 4 und 35 Studenten. Somit bekommt man immer etwas mit und kann gegebenenfalls auch Rückfragen an die Dozenten stellen.

Ich habe in meinen Vorlesungen vor allem mit anderen Auslandsstudenten, größtenteils aus den Vereinigten Staaten, Frankreich und Deutschland, zu tun.

Das Lehrkonzept basiert im Gegensatz zur DHBW in Karlsruhe auf einer konstanten Prüfung der Studienleistung und nicht nur Klausuren zum Semesterende. Über das ganze Semester verteilt sind Hausarbeiten, Gruppenpräsentationen, Tests und Klausuren zu absolvieren.

Neben dem akademischen Teil wird an der DBS großen Wert auf das soziale Miteinander gelegt. Zahlreiche sportliche Aktionen und angebotene Ausflüge stellen eine gute Abwechslung zum Alltag dar.

Meine Erlebnisse

In den letzten Wochen habe ich mir verstärkt die Stadt Dublin und Umgebung angeschaut. Das Besichtigen von bekannten Sehenswürdigkeiten wie das „Book of Kells“ (Abschrift der vier Evangelien), den „Long-Room“ der Bibliothek des Trinity College (größte Bibliothek Irlands), die St. Patrick´s Kathedrale oder auch die Nationalmuseen (vier an der Zahl) standen dabei auf dem Programm.

Um die Küstenorte rund um Dublin zu besuchen, ist man mit einer Fahrt mit der DART (Dublin Area Rapid Transit), vergleichbar mit der deutschen S-Bahn, gut beraten. Schon die Bahnfahrt allein stellt mit einmaligen Ausblicken auf die gebotene Landschaft ein Erlebnis dar.

Empfehlenswert ist ein Besuch des Küstenortes Howth – vorausgesetzt das Wetter spielt mit. Zahlreiche Wanderwege über die Klippen bescherten mir manch einmaliges Panorama.

Auch nahm ich an einer von der Hochschule organisierten Wandertour in Glendalough (Tal im Nationalpark Wicklow Mountains) teil. Geführt von einem ehemaligen Studenten legten wir an diesem Tag knapp 20 Kilometer zurück.

Mein persönliches Highlight der letzten Wochen war jedoch ein wunderschöner Tagesausflug zu den Steilklippen „Cliffs of Moher“. Dieser beliebte Filmdrehort befindet sich an der Westküste Irlands und ragt bis zu 214 Meter aus dem Atlantik.

Hier gehts zu meinen anderen Berichten! Teil 1, Teil 3, Teil 4.