Wie seid ihr auf die Idee gekommen, die Pforzheimer Sommerlounge ins Leben zu rufen?
Naja, da muss man vielleicht ein klein wenig ausholen, um das zu erklären. Andreas und Mark hatten früher zusammen eine Band. Und als Mark während seiner Ausbildung im Stuttgarter Heusteigviertel wohnte, und zwar im Erdgeschoss, haben sie ab und zu im Sommer sein Sofa aus dem Fenster gehoben und auf dem kleinen Platz davor ein bisschen Musik gemacht.
Tja, und da kam eines Tages der Besitzer von der Espresso-Bar gegenüber und fragte, ob wir nicht auf dem Strassenfest des Heusteigviertels auftreten wollen. Das haben wir natürlich gemacht. Aber wir haben auch noch gleich gesagt, dass wir nicht nur auftreten, sondern mit dem „Europäischen Freundeskreis“ auch gleich auf dem Heusteigviertelfest mitmachen wollen. Damals hatten wir offensichtlich noch mehr Zeit. Da haben wir dann drei Jahre mitgemacht und hatten zuletzt 30.000 Besucher.
Als Mark dann nach Zürich gezogen ist und wir eben doch alle aus Pforzheim sind, haben wir uns gesagt, warum nicht der Stadt mal was Gutes tun.
Man hört immer wieder vom „Europäischen Freundeskreis“? Was verbirgt sich dahinter?
Das erklären wir gerne. Wir haben mehr oder weniger alle im Ausland bzw. an verschiedenen Orten in Deutschland studiert und gearbeitet. Giuseppe zum Beispiel hat in Warschau, Ulm und Honolulu Wirtschaftsingenieurwesen studiert. Mark war u.a. in Lyon, Tübingen und Stockholm, um Jura zu studieren. Wohlgemerkt war das alles noch deutlich vor den Zeiten von Facebook.
Und jetzt war es so, dass man zwar in der jeweiligen Zeit vor Ort immer gute Freunde und Bekannte hatte, aber wenn dann alle z.B. nach einem Erasmus-Auslandsjahr wieder heimgehen, verliert sich das leider immer ein bisschen. Man sagt ja auch: „Aus den Augen, aus dem Sinn!“ Das gilt im Übrigen auch umgekehrt für die alten Freunde und Bekannte, die aus der Heimat wegziehen – und sei es nur nach München oder Berlin.
Man hält zwar irgendwie Kontakt, aber so richtig Zeit hat man eben doch nicht, um alle zu besuchen, selbst wenn man gerne würde. Das Jahr hat schließlich nur 52 Wochenenden. Und da haben wir uns schon frühzeitig gesagt, dass es einfach zu schade wäre, wenn man die Kontakte verlieren würde. Und deshalb haben wir den „Europäischen Freundeskreis“ gegründet, um unser Freundes-Netzwerk ein wenig zu institutionalisieren und mit einigen regelmäßigen Veranstaltungen im Jahr die verschiedensten Leute immer wieder zusammen bringen.
Das hat bisher ziemlich gut geklappt. Der „Europäische Freundeskreis“ ist mittlerweile ein richtiges kleines Netzwerk geworden. Die Sommerlounge freilich ist unsere größte Veranstaltung. Aber unsere Freunde kommen jedes Jahr aus London, Helsinki oder Istanbul, um bei uns zu grillen, Bier zu zapfen oder anders mit anzupacken.
Und Ihr? Stellt Euch doch bitte mal kurz vor.
Fangen wir mit dem Kleinsten an. Giuseppe hier ist Italiener und Spanier, was uns bei jeder WM oder EM fast immer in Loyalitäts-Schwierigkeiten bringt. Er ist wie gesagt Wirtschaftsingenieur und gemeinsam mit Andreas zwischenzeitlich Geschäftsführer der eigenen Unternehmensberatung in Stuttgart und Pforzheim.
Mark ist mittlerweile Rechtsanwalt mit eigener Kanzlei in Stuttgart und Zürich und Geschäftsführer einer IT-Firma in Hamburg und pendelt zwischen den drei Orten. Aber wir arbeiten alle drei in vielen Projekte in der Unternehmens- und Steuerberatung eng zusammen.
Für die Musik haben wir im Moment leider nicht mehr ganz die Zeit wie früher. Giuseppe spielt zwar nach wie vor beharrlich Gitarre, nur leider ist er vollkommen talentfrei. Aber vielleicht kriegen Andreas und Mark in den nächsten Jahren mal einen Überraschungsauftritt auf der Sommerlounge hin.
Die Sommerlounge der letzten Jahre ist ja immer sehr gut angekommen. Was ist Euer Erfolgsrezept?
Das ist relativ einfach. Wir machen schlicht und ergreifend genau das, was wir selbst gerne auf einem Festival oder Sommerfest hätten. Das geht beim Essen und Trinken los und geht bei der Musik und dem Programm weiter.
Da fließen dann alle möglichen Ideen ein, die wir woanders so oder so ähnlich schon gesehen haben. Zur Idee der „Weißen Nacht im Schwarzwald“ hat Mark zum Beispiel sich inspirieren lassen von einer Konzerttournee einer schwedischen Band, die bei allen Konzerten ihr Publikum aufgefordert hatten, nur in weiß zukommen. Das Beste ist, Mark war noch nicht einmal auf einem der Konzerte. Er hat nur an einem Abend zufällig hunderte von Leuten weißgekleidet ins Stockholmer Olympiastadion laufen sehen, was für sich allein schon ein ziemlich coole Atmosphäre war. Und zehn Jahre später haben wir gesagt, jetzt machen wir so was auch einfach mal – aber eben im Schwarzwald. Und der Name ist natürlich super; das kann sich jeder merken und jeder mitmachen. Und die Atmosphäre war einfach genial.
Andere Ideen – vor allem die mit den Sofas – sind alleine auf unserem Mist gewachsen. Und wer weiß, vielleicht schaut sich ja ein Student aus Italien oder Frankreich, der zufällig in der Umgebung studiert, was bei uns ab und ruft sein eigenes Sofa-Festival ins Leben, wenn er heimfährt. Wir würden sicher vorbei schauen.
Worauf dürfen sich die Menschen in diesem Jahr freuen?
Oh. Das ist so viel, dass es hier wahrscheinlich den Rahmen sprengt. Aber der Comedy Clash am Sonntag Abend wird sicher der Hammer. Und am Samstag natürlich die „Weiße Nacht“, wobei wir einige echt lässige Bands da haben, z.B. die „Aggrolites“ aus L.A.
Für die „red chilly“-Leser gibt es eine besondere Überraschung. Wir laden jeden auf eine Portion Chilli und ein Gratisgetränk ein – einfach Coupon mitbringen. Wir freuen uns auf Euch!
Impressionen:
Monika
30. Juli 2014 — 18:13
Toller Artikel!
Schau doch auch mal auf meinem Blog vorbei 🙂
Björn Rother
11. Juli 2014 — 14:21
Hallo Herr Ungerer – Benz,
alle verwendeten Sofas sind Spenden von Privatpersonen und Möbelhäusern. Nach dem Event werden diese dann vom europäischen Freundeskreis eingelagert, damit auch nächstes Mal wieder genügend Möglichkeiten zum „Couching“ da sind. 😉
Ungerer- Benz
11. Juli 2014 — 07:20
Woher kommen die Sofas? Und wo kommen sie hin wenn die Veranstaltung vorbei ist? LG Peter Ungerer- Benz