Er wurde 1990 Weltmeister mit der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft und gilt als einer der besten deutschen Innenverteidiger der Geschichte. Am Rande einer Sparkassen-Veranstaltung zum „Tag der Stiftungen“ hatten wir Gelegenheit, mit Guido „Diego“ Buchwald zu sprechen.
Herr Buchwald, Sie sind offizieller Botschafter der Familienherberge Lebensweg in Schützingen, einer Einrichtung für Familien mit lebensverkürzend erkrankten Kindern? Wie ist diese Verbindung entstanden?
Die Frau Eckstein ist auf mich zugekommen bei einer Veranstaltung und hat mir erklärt, dass sie den Bauernhof ihrer Eltern umbauen möchte. Sie hat mir dann auch das ganze Soziale erzählt. Als Vater von gesunden Kindern, die auf der Sonnenseite des Lebens stehen, konnte ich’s erst gar nicht begreifen: dass es über 3.000 Ehepaare gibt, die ihre schwerkranken Kinder tagtäglich zuhause pflegen – und das allein in Baden-Württemberg.
Das hat mir natürlich gleich zu denken gegeben. Mensch, da müssen wir helfen, was machen, hab ich gedacht. Die Idee beim Lebensweg ist ja ganz einfach, dass die Eltern mal eine Auszeit bekommen. Sie müssen ihr ganzes Leben – privat und beruflich – umstellen auf das kranke Kind, auch die gesunden Geschwister. Das fand ich so eine total wichtige Sache. Man spendet für viele Dinge, und bei uns vor der Haustür gibt’s solche Schicksale, wo’s wirklich auch lohnenswert ist, was zu machen, zu spenden, zu helfen.
Erstmal ist es natürlich unheimlich lobenswert, dass jemand sich so engagiert, sowas aufbauen möchte und so eine Hilfestellung geben möchte. Und deshalb war es für mich eine Selbstverständlichkeit, da auch mitzuhelfen, dass man wirklich etwas Schönes und Tolles errichten kann in Schützingen und dann den Eltern wenigstens mal eine Auszeit – 14 Tage, drei Wochen – vielleicht alleine oder aber auch durch die Hilfe der Krankenschwestern dort mit dem Kind. Dass Sie einfach ein bisschen mehr Zeit und Ruhe für sich bekommen.
Was machen Sie neben Ihrem sozialen Engagement?
Was ich sonst noch mache? Ich bin eigentlich Unternehmer, ich hab eine eigene Tennishalle, hab eine Sportmarketing-Agentur und bin auch noch bei einer Bürokommunikations-Firma – der Firma Morgenstern – beteiligt. Und jetzt bin ich neuerdings auch wieder im Sport beim VfB Stuttgart tätig als Außenbotschafter und für internationale Dinge; Clubkooperationen. Um einfach den Namen Stuttgart nach außen zu tragen. Auch für die DFL, die Deutsche Fußball-Liga, ist es unheimlich wichtig bekannter zu werden. Die DFL hat da ein bischen Nachholbedarf gegenüber englischen und spanischen Clubs. Wir wollen einfach im internationalen Bereich präsenter sein. Ich bin also Botschafter und Organisator.
Welche Gedanken gingen Ihnen durch den Kopf, als Philipp Lahm am 13. Juli 2014 den Pokal in den Abendhimmel von Rio stemmte?
Ich hab mich erstmal unheimlich gefreut und gedacht, jetzt endlich ist es aber wieder Zeit geworden, dass der Weltpokal nach Deutschland kommt. Die Mannschaft hat in Brasilien ja auch wirklich sensationell gespielt und verdient gewonnen. Ich glaube, wir alten Weltmeister haben uns unheimlich mitgefreut mit den neuen Weltmeistern. Es ist einfach schön, dass es jetzt endlich wieder richtige Nachfolger gibt.
Waren Sie vor Ort?
Nein ich war nicht vor Ort. Ich hab’s zuhause mit Freunden angeschaut.
Beim WM-Sieg 1990 in Argentinien haben Sie Ihren Gegenspieler Diego Maradona ausgeschaltet. Ihr damaligen Teamchef Franz Beckenbauer sagte: „Guido war der wichtigste Spieler des Turniers. ARD-Reporter Gerd Rubenbauer rief im TV: „Unser Diego“. Werden Sie heute von den Menschen auf der Straße noch mit Diego angesprochen?
Ja. Sehr sehr häufig. Vor allem, wenn Sie mich erkennen und ihnen der Name Guido Buchwald nicht gleich einfällt. Der Name Diego fällt ihnen sofort ein. Das ist so ein Ehrentitel und ich freue mich darüber. Aber als Fußballer waren Maradona und ich doch unterschiedlich: Diego war ein Künstler und ich ein Arbeiter.
Ihr langjähriger Verein VfB Stuttgart ist schlecht in die Bundesligasaison 2015/16 gestartet. In den vergangenen Jahren wäre der VfB mehrfach fast abgestiegen. Wäre es für den Verein nicht besser gewesen, wenn die Stuttgarter im vergangen Jahr tatsächlich abgestiegen wären und dieses Jahr einen Neuanfang in der Zweiten Liga begonnen hätten?
Ja, die Frage haben sich viele gestellt. Aber beim KSC und Lautern sieht man ja, wie schwer es ist, es wieder in die Erste Liga zu schaffen. Ich denke, für einen so großen Verein wie den VfB ist es einfacher, in der ersten Liga einen Neuanfang zu machen. Durch einen Abstieg wäre die Mannschaft sicher auseinandergefallen. Aber natürlich, der Start in die Saison war wirklich sehr schlecht.
Hier im Geschäftsgebiet der Sparkasse Pforzheim Calw gibt es auch viele KSC-Fans – unseren Chef Stephan Scholl eingeschlossen. Der KSC, bei dem Sie ja selbst als Spieler und Sportdirektor aktiv waren, scheiterte zuletzt ganz knapp am Aufstieg in die erste Bundesliga. Wie beurteilen Sie die Arbeit von Trainer Markus Kauczinski und Sportdirektor Jens Todt?
Die machen das sehr sehr gut. Der Trainer kam ja zum KSC, als es dort grade nicht so gut lief. Aber er hat viel Knowhow mitgebracht und ein gutes Team geformt. Und Jens Todt ist mit seiner ruhigen Art eine gute Ergänzung. Der Aufstieg in die Erste Liga wäre aus meiner Sicht wirklich verdient gewesen, aber es gab da halt diese unglückliche Schiri-Entscheidung. Nach so einer Saison ist es immer schwer, nochmal so gut zu sein, weil halt auch Spieler gehen.
Hat sich der KSC mit den lukrativen Verkäufen von Zweitliga-Torschützenkönig Rouven Hennings und Philipp Max bereits vor der Saison um die Chance zum Aufstieg gebracht?
Aus heutiger Sicht (Stand 1. November) muss man’s leider so sagen. Der Verein konnte die beiden natürlich nicht halten, aber eine Mannschaft besteht aus vielen Spielern. Eine kleine Serie, und schon kann man wieder nach oben kommen. Denn der KSC kann auch mit dem jetzigen Kader vorne mitspielen – wenn die Mannschaft wieder näher zusammenrückt.
Sie haben drei Jahre in Japan gespielt und einen ganz anderen Kulturkreis kennengelernt. Wie haben Sie die Zeit erlebt?
Ich habe es als sehr angenehme Zeit erlebt und habe heute noch Freunde in Japan, die ich zwei bis dreimal im Jahr besuche. Die Jahre in Japan möchte ich jedenfalls nicht missen.
Herr Buchwald. Wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
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