Teil zwei des Interviews mit den beiden Spitzensportlern Khrystyna Moshenska und Marius-Andrei Balan. Zum ersten Teil „Die Leute nennen mich die Lady Gaga des Tanzsports“ geht’s hier.
S: Die letzten eineinhalb Jahre waren durch die Corona-Pandemie stark beeinträchtigt. Wie motiviert Ihr Euch?
K: Wir waren für viele die Motivatoren und von den Motivierten bekommen wir ganz viel positive Energie zurück. Wir haben einige Videos zu Hause gedreht und ins Internet gestellt. Dafür bekamen wir wahnsinnig positives Feedback. Dadurch hatten wir keine Probleme mit unserer Motivation.
M: Ganz wichtig ist: 1. Wir tanzen, weil wir Tanzen LIEBEN! 2. Wir tanzen, weil wir GEWINNEN möchten! 3. Die TURNIERE sind für uns besonders wichtig.
Dadurch kommen wir manchmal nur auf 15 bis 18 Tage Training. Wir haben in der Corona-Pandemie als Spitzensportler die Chance bekommen, mehr zu trainieren und wir haben das Beste daraus gemacht. (Anmerkung: Spitzensportler waren von den Corona-Beschränkungen ausgenommen)
S: Wie viele Turniere tanzt Ihr in normalen Zeiten pro Jahr?
K: Ungefähr zwei pro Monat, 20 bis 25 pro Jahr.
S: Die Turniere finden weltweit statt, wie viele Kilometer sind das im Jahr?
K: (lacht) Wir haben die Lufthansa GoldCard weltweit…
M: Wir haben jeder ca. 200 Flugsegmente pro Jahr. Wir kennen manche Teile der Welt von oben besser als vom Boden aus.
S: Khrystyna, wie entsteht Deine Turnierkleidung?
K: Meine Turnieroutfits kreiert eine talentierte Schneiderin aus Russland, die mich sehr gut kennt. Sie weiß, wie ich tanze, was für ein Typ ich bin und sie entwickelt daraus wahnsinnige Entwürfe. Von mir kommen nur der Farbwunsch und ein bisschen die Idee. Danach kann ich unter mehreren Entwürfen auswählen und dann ist das echte Kleid genauso geschneidert. Manchmal wünsche ich mir z. B. einen Cuba-Style oder etwas Goldglitzerndes. Früher musste ich alle Vorgaben und die Entwürfe selbst machen.
S: Frage einer jungen Kundin: Bekommt Ihr die Tänze vorgeschrieben?
M: In den lateinamerikanischen Tänzen gibt es 5 Tänze: Samba, Cha-Cha-Cha, Rumba, Paso Doble und Jive. Die Tempi und die Längen sind vorgegeben. Bei Grand Slam-Turnieren gibt es 3 Solotänze, die 1 Minute und 15 Sekunden dauern, d.h. wir sind als einziges Paar auf der Tanzfläche. Bei den Gruppentänzen sind es 2 Minuten, wobei es bei Deutschen Meisterschaften keine Solotänze gibt. Bei Welt- und Europameisterschaften gibt es nur 2 Solotänze und 3 Gruppentänze.
S: Habt Ihr einen Lieblingstanz?
K: Momentan habe ich keinen Lieblingstanz. Anfangs wollte ich nie Rumba tanzen. Der Tanz war mir zu langsam und so langweilig. Ich hatte so viel Energie, ich wollte immer nur schnellen Jive und Samba und Cha-Cha-Cha tanzen. Paso Doble war schwierig für mich, denn ich hatte die Idee nicht verstanden. (Zur Erklärung: Der Mann ist der Torrero und die Dame das rote Tuch, nicht der Stier!) Inzwischen weiß ich das, darum liebe ich alle 5 Turniertänze.
M: Wir haben die letzten 3 Jahre sehr an unserer Ausgewogenheit der Tänze gearbeitet. Es gibt so viele Informationen zu jedem Tanz und wir entwickeln daraus neue Herausforderungen für uns. Dabei haben wir viel Spaß.
S: Gibt es Figuren von anderen Tänzern, die Ihr Euch abschaut?
M: Speziell von den ehemaligen Weltmeistern von vor 20 oder 30 Jahren können wir viel lernen.
K: Oder aus dem Training heraus tanzt jemand ein paar Schritte und daraus entwickeln wir neue Figuren. Dabei sind es die Kleinigkeiten, die das Ganze ausmachen oder auch HipHop oder Standard-Tänze bilden die Vorlagen, die wir für uns modifizieren und in unsere Choreographien einbauen.
S: Am Samstag, 4. Dezember 2021, findet die Weltmeisterschaft in Pforzheim statt. Bei der letzten WM-Feier hat Oberbürgermeister Boch eine markante Aussage gemacht: „Ich wünsche, dass Ihr bei der nächsten WM das „Vize“ aus eurem Titel streicht!“
M: Wir freuen uns sehr auf die Weltmeisterschaft im Dezember in Pforzheim. Sie soll auch in jedem Fall mit Publikum stattfinden, weil ohne Publikum wäre das eine Weltmeisterschaft wie eine Trainingseinheit.