Kolumne Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, das Wertpapierhaus der Sparkassen
Frankfurt, 14. September 2018
Entspannung an den Finanzmärkten: Eine konstruktive Pause bei den Zollverhandlungen zwischen den USA und China, gute Wirtschaftsdaten und keine weitere Zuspitzung der angespannten finanziellen Lage einiger Schwellenländer haben die Märkte durchatmen lassen. Aus Italien kamen gemischte Zeichen für den anstehenden Haushaltsentwurf, allerdings bemüht sich die Regierung darum, den finanzpolitischen Rahmen so gut es geht einzuhalten. Selbst bei den lange Zeit festgefahrenen Brexit-Verhandlungen machen Beobachter zarte weiße Wölkchen aus. Ein harter Brexit kann vermieden werden, wenngleich die Austrittsvereinbarung viele strittige Punkte offen lassen könnte. Doch summa summarum wurden einige angespannte Marktsegmente wie die Schwellenländerwährungen, italienische Staatsanleihen oder auch der breite Aktienmarkt in Europa etwas entlastet.
Dennoch bleibt das weltwirtschaftliche Umfeld sehr unruhig. Beruhigungen bei den Risikothemen können schnell wieder neuen Stressphasen weichen, die hakenschlagende Verhandlungsführung der US-Regierung in Handelsfragen ist hierfür nur ein Beispiel. Von harten wirtschaftlichen Daten werden in der neuen Woche kaum Impulse ausgehen. In Europa werden die Einkaufsmanagerindizes für den September keine Beschleunigung der wirtschaftlichen Aktivität im dritten Quartal 2018 andeuten. Bereits im ersten Halbjahr hatte die Wirtschaft in Euroland an Dynamik verloren. Allerdings lassen die jüngsten gemäßigten Töne aus Italien zur geplanten Haushaltsentwicklung und die zunächst stabilisierte Lage in der Türkei auch keinen spürbaren Rückgang der Einkaufsmanagerindizes erwarten.