Kolumne Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, das Wertpapierhaus der Sparkassen

Frankfurt, 16. November 2018

Der Brexit-Deal zwischen der britischen Regierung und der EU-Kommission bestimmte in der letzten Woche die Schlagzeilen und den Kurs des Britischen Pfundes. Die Ereignisse zeigen, wie schwierig es für einen kleineren Partner ist, wirtschaftliche Interessen gegenüber einem mehrfach größeren Markt durchzusetzen. Wirtschaftliche Offenheit schränkt die eigene Souveränität ein, und zwar unabhängig von der Mitgliedschaft in einer Union – das ist die Lehre des bisherigen Brexit-Projekts. Neben der Abwertung des Pfundes tragen die unsicheren Perspektiven rund um den Brexit nicht gerade zur Risikobereitschaft bei. Zusammen mit dem ebenfalls unsicheren Konjunkturausblick führten sie zu weiteren Kursrückgängen bei europäischen Aktien und vor allem Unternehmensanleihen. Darin spiegeln sich insbesondere die drohenden Belastungen für das europäische Bankensystem wider.

Die Entwicklung in Euroland hat im dritten Quartal enttäuscht, wie der jüngst gemeldete Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts deutlich machte. In dieser Woche werden die Einkaufsmanagerindizes zeigen, wie es weitergeht mit der europäischen Konjunktur. Nach den Rückgängen in den Vormonaten ist mit einer Konsolidierung zu rechnen, insbesondere bei den Teilindizes für Dienstleister und Industrie. Die Konjunktureintrübung bildet sich mittlerweile ausreichend in den Stimmungsindikatoren wie in den Kursen ab. Daneben wird die kommende Woche selbstverständlich weiterhin unter dem Eindruck der Entwicklung im Vereinigten Königreich stehen: Shakespeare hätte es nicht spannender gemacht.