Sparkassen-Umweltstiftung verlieh Auszeichnungen für 15.000 Euro

„Umweltschutz ist das, was in 100 Jahren noch als Umweltschutz gilt“, definierte Prof. Dr. Albrecht Wendel den inflationär verwendeten Begriff. Das Kuratoriums-Mitglied der Sparkassen-Stiftung Umweltpreis führte in der Calwer Kundenhalle in einen überaus interessanten Abend ein. Preise im Gesamtwert von 15.000 Euro wurden verleihen an: Hohenheimer Wissenschafter, die Schädlinge im Getreide biologisch bekämpfen, ein Wildberger Unternehmen, das innovative Flächenheizungen entwickelt, sowie das Landratsamt Enzkreis, das frühkindliche Umweltbildung mit Theater fördert. Sparkassenchef Stephan Scholl, verwies in seiner Begrüßung auf die Vorreiterrolle des Kreditinstituts beim Umweltschutz.

Das Blockflötentrio der Musikschule Calw umrahmte die feierliche Preisverleihung in Calw.

Mitreißend umrahmt vom Blockflötentrio der Musikschule Calw stellten drei Wissenschaftler aus dem Kurratorium der Stiftung die prämierten Lösungen vor. Dabei gelang der Spagat zwischen auch Laien verständlicher Darstellung und der nötigen wissenchaftlichen Korrektheit.

Bekämpfung der Kornkäfer im Getreidelager

Besonders eindrucksvoll und auch durch einen kurzen Film anschaulich gemacht gelang dies Prof. Dr. Konrad Dettner aus Bayreuth. Er erklärte, warum der mit 8.000 Euro dotierte Hauptpreis an Prof. Dr. Johannes Steidle und seine Wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Steffi Niedermayer ging. Sie haben am Institut für Zoologie der Universität Hohenheim eine neuartige Zuchtbox für Lagererzwespen entwickelt, die kurz vor der Marktreife steht. Dettner erklärte, mit welch bedenklichen Stoffen bislang Getreidelager – die Bundereserven betragen rund 630.000 Tonnen – frei von Schädlingen gehalten wurden. Hauptschädling ist der Kornkäfer, dessen Erzfeind wiederum die Lagererzwespe ist. Sie kann die Käferlarve unter Tausenden von Körner ausfindig machen, bis zu vier Meter tief im Getreide. Die in Hohenheim entwickelten Zuchtbox ist nun eine Art Konservendose mit kleinen Löchern, durch die nur die Nützlingen entweichen können. Nicht aber die Speisebohnenkäfer, die sich zusammen mit den Hülsenfrüchten ebenfalls darin befinden. Die Langerwespe betäubt die Käferlarven und benutzt sie als Wirt für ihre eigenen. Bohnen und Schädlinge sind nun von der Menge her genau so bemessen, dass aus der Zuchtbox sieben Monate lang kontinuierlich Lagerwespen entweichen. Sie können sich dann an die Bekämpfung der Kornkäfer im Getreidelager machen. Eine im Grunde einfache, biologische und umweltfreundliche Lösung, von der Kuratorium und Publikum gleichermaßen begeistert waren.

Heizbahnen wie eine Tapete

Mit 5.000 Euro dotiert ist der Umweltpreis der Sparkassen-Stiftung für die Wildberger Lofec GmbH, den Geschäftsführer Jürgen Schneider entgegen nahm. Das Unternehmen hat eine neuartige elektrische Niedertemperatur-Heizung entwickelt. Wie Prof. Peter Cheret aus Stuttgart erläuterte, kann das hauchdünne Karbonfaser-Geflecht Schimmelbefall an Wänden, Boden und Decke verhindern. Vor allem wenn in älteren Gebäuden neue, absolut dichte Fenster eingebaut werden, bildet sich an den nun schlechter isolierten Wänden Kondenswasser. Und Schimmel, der durch die Wärmebrücke entsteht, ist nicht nur für Allergiker und Asthmatiker bedenklich. Weil viele Gebäude durch nachträgliche Dämmung von außen „ihren Charme verlieren“, wie der Architekt formulierte, ist das Lofec-System eine gute Lösung. Zumal die Heizbahnen wie eine Tapete angebracht werden können und auch noch funktionierten, wenn ihr Löcher durch Schrauben oder Nägel beigebracht werden. Das System ermöglicht die gezielte Sanierung befallener Stellen, die Oberflächentemperatur bleibt dann stets über dem Taupunkt des Wasserdampfs. Kondensat an der Oberfläche wird vermieden, Schimmelbildung unterbunden und saubere Strahlungswärme erzeugt. Das Lofec-System ist bautechnisch zugelassen und bereits für einen Design Award nominiert.

Thema Energiesparen Kindern näherbringen

Dr. Paul Janositz aus Berlin erläuterte, wofür das Landratsamt Enzkreis einen Anerkennungspreis in Höhe von 2.000 Euro erhalten hat. Die Stabsstelle Klimaschutz und Kreisentwicklung hat nämlich „altersgerechte und interaktive Angebote zur frühkindlichen Umweltbildung“ erarbeitet. Edith Marqués Berger hat die Materialien zusammen mit Dr. Dieter Eickhoff und Reinhard Schmelzer von der Pforzheimer Agentur ES Konzepte entwickelt. Und mit der Puppenbühne von Andreas Kalb in Karlsbad entstand das Stück „Lisa geht ein Licht auf“, mit dem Kindern das Thema Energiesparen nahe gebracht wird. Mit den Mitteln des japanischen Erzähltheaters Kamishibai wird spielerisch thematisiert, dass auch der Weg zu Schule oder Kindergarten nachhaltig sein kann.

Prof. Dr. Johannes Steidle bedankte sich im Namen aller Preisträger.

Professor Steidle bedankte sich im Namen aller Preisträger und meinte, es gelte, „die Welt mit positiven Geschichten zu retten“, wie die Umweltstiftung dies tue. Ständig neue schlechte Umweltdaten würden zumindest seine Studenten „eher frustrieren und demotivieren“.